Die Seite, die uns fehlt – hier ist sie!

Manchmal frage ich mich, was wäre, wenn wir in einer anderen Kultur lebten. In einer Kultur, die genau die umgekehrte Seite der Medaille betont – denn genau diese Seite fehlt uns.
Das wäre eine Kultur, die ein anderes Paradigma zugrunde legt, was sie als Erfolg und erstrebenswert einstuft…
Sich das vorzustellen ist bereits ungewohnt. – Also tun wir das doch mal! :-)

Und mache Du gern ein kleines Experiment: Schau mal, ob Dir beim Lesen gleich Gedanken kommen, die eine der Aussagen hinterfragen … Denn genau an diesen Stellen wirkt das „bisherige, alte“ Paradigma in uns.  Also los:

Wie wäre es, wenn wir in einer Kultur lebten, in der zählt, dass wir:

– offen und berührbar sind und anderen Menschen auf Herzensebene begegnen
– einfach da sind – mit dem Sein verbunden und im Körper ruhend
– der Natur, den Tieren und Pflanzen zuhören – und der Erde
– unsere eigenen Tiefen erforschen und kennen
– Wachstum und Transformation achtsam ermöglichen und dafür Zeit geben
– die Potentiale von Kinder erspüren
– die Langsamkeit und das Sein lieben statt Schnelligkeit, Tun und Machen
– unseren Impulsen folgen, wenn sie denn kommen
– wissen wie wichtig Ruhepausen und die Stille dazwischen ist
– gemeinsam feiern und mittun – wenn etwas im Fluss ist
– jederzeit Ermutigung und Unterstützung für uns bekommen, ohne danach zu fragen
– in Kreisen von Menschen stets willkommen geheißen werden

Das wäre eine Kultur der weiblichen Werte. Eine Kultur, in der es mehr zählt, Kinder zu begleiten oder ein anderes Herz zu ermutigen statt industrielle Produkte herzustellen, zu exportieren und damit mehr Geld zu verdienen.

Und wie ist es – kamen Dir beim Lesen der Werte oben Gedanken wie zum Beispiel „Naja, das ist aber unrealistisch“ oder „…aber Tun und Machen ist doch gut und wichtig!“ – Mir ging es jedenfalls an diesen Stellen so ; -)  Und genau da fehlt dann die weibliche Seite noch in uns – und nicht nur das:
Diese Qualitäten fehlen aktuell in unserer ganzen Kultur. Wir leben so selbstverständlich im männlich geprägten Paradigma, dass es uns in Fleisch und Blut übergegangen ist und wir bewerten uns und andere danach. Wir erwarten zum Beispiel, dass stets etwas getan wird, wir erwarten einen Plan, es zählen Ergebnisse, Effizienz, Produktivität.
Kaum etwas dagegen von den oben genannten Qualitäten.

Der Dalai Lama soll gesagt haben, dass es in unserer westlichen Kultur vor allem Frauen braucht – und natürlich auch Männer …-, die das Weibliche wiederentdecken und leben.
Wir brauchen keine Frauen-Quotenregelung für Aufsichtsräte… wir brauchen vor allem eine neue Kultur, mit anderen Qualitäten im Zusammenleben und Zusammenarbeiten.

Wo können wir beginnen?

Zunächst bei uns selber. Wir dürfen nachsichtig mit uns sein und die „andere, die weibliche Seite“ wieder wertschätzen: sich zum Beispiel eine Zeit der Ruhe zu gönnen – einen nicht verplanten Abend oder Nachmittag, etwas sacken zu lassen statt gleich zu reagieren oder eine Entscheidung zu treffen. Statt bewertend und antreibend liebevoll mit uns zu sein, wohlwollend, nährend. Nicht zu denken, sondern liebevoll zu spüren wie es unserem Körper geht und wie er sich innerlich anfühlt. All das nährt die andere, die weibliche Seite in uns.

Gemeinsam geht es besser

Wir brauchen auch Räume, in denen wir die neue Art von menschlicher Kultur und Zusammensein üben. Denn es geht um die Frage: wie gehen wir miteinander um? Wie leben wir miteinander? Wie regeln wir unser Miteinander „auf neue Weise“?

Unser Verstand mag gar nicht glauben, das das funktionieren könnte, weil er nichts anderes kennt. Umso wichtiger ist es, es einfach zu üben und Stück für Stück zu erfahren: „Ah, es ist möglich….Ich bekomme eine Ahnung…so fühlt es sich an…so mag es sein.“

Noch sind die Räume, in denen die neuen Werte gelebt werden, selten. Aber sie kommen.
Ich war kürzlich auf zwei Treffen des Transformalen Netzwerkes, in denen genau diese neue Wir-Kultur geübt wird – sehr beflügelnd für Herz und Seele zu erleben :-)
Es gibt auch hier und da Risse und aufgeweichte Stellen in den alten Formen des Zusammenseins, in denen das Neue durchkommt. Mir fallen als Beispiele ein: Workshops wie „Achtsamkeit“ und „Emotional Leadership“ in der Wirtschaft; Morgenkreise in der Schule; teambasierte Scrum-Methoden bei Software-Programmierern; Councils in der Sozialarbeit, angelehnt an indigene Völker und ihre Kreiskultur; die Soziokratie, die bei vielen Ökodörfern eingeführt ist.

So kommt die Kultur in Balance

Die westliche Welt ist so sehr zu der einen Seite gekippt, dass es viel, viel Nachholen auf der weiblichen Seite braucht bevor wir in eine ausgewogene Balance kommen. Wir brauchen noch viel mehr Gelegenheiten, uns neu und anders zu begegnen, anzukommen, und unser wahres Menschsein wieder ausgewogen zu leben und die weiblichen Qualitäten nachzutanken…

Die gute Nachricht ist: um die männlichen Qualitäten und dass diese uns verlorengehen, darum rauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Denn diese beherrschen wir und unsere Kultur bereits einwandfrei, und sie haben unsere Welt über Jahrhunderte geprägt.
Das, worum wir uns kümmern müssen ist, wie wir die neue, die andere Seite in unser Zusammensein, unsere Arbeit, unsere Vereine, unsere Häuser bringen.
Sehr gerne gestalte ich solche Räume – und begleite Dich und andere.

Zum Ankommen für Dich :-)

Hier ist die fehlende Seite in einem Audio für Dich – ich habe sie für Dich aufgenommen.
Damit kannst Du 3 Minuten ankommen und auftanken.
Lehne Dich zurück, gönn dir etwas für Dich, nimm einen tiefen Atemzug und klicke auf „Play“  ;-)

Song: Cinematic Piano. Music by AShamaluevMusic.

Alles Liebe für Dich!

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Birte
    Ein sehr wertvoller Beitrag…sehr wertvoll!!!
    Schöne „neue“ Erkenntnisse.
    Und die Aufnahme hat mich berührt.
    Danke ?
    Elila

  2. Liebe Birte,
    DANKE für Deinen Betrag und herzlichen Dank für die 3 Minuten…
    Es gibt so viele geführte Meditationen, Formen, Ziele, die in der Medi erreicht werden wollen. Meist beginnen Sie damit – komme bei Dir an…- und schon geht es weiter…
    Deine 3 Minuten haben es so sehr auf den Punkt gebracht. Jedes Wort eine tiefe Berührung, eine Verbindung. Ein angenommen sein, ein zentrieren auf das was wirklich wichtig ist, ein Ankommen in diesen „einen“ Moment! Kein Warten auf den Nächsten, keine Auf- oder Anforderung an sich selbst, kein Streben nach Antworten…
    Vom tiefsten Herzen DANKE für diesen „Moment“
    Brigitte

  3. Kann mit allem mitgehen und es tief bejahen. Wunderbar.
    Tief ja, ja, ja und noch einmal ja.
    Und: Ein grundsätzlicher Fehler ist enthalten, nämlich
    die Aufteilung bzw. Zuordnung der Werte/ Qualitäten/ Seinsweisen in männlich und weiblich.
    Was wirklich fehlt und zum Unterdrückten, wie Du sagst Fehlenden, dazugehört, ist die linke Körperseite, das linkshändige Sein, was alle genannten Aspekte hat und leben will und seit Jahrhunderten
    unterdrückt und reduziert wird. Und ja – da korrespondiert Vieles mit dem sogenannten Weiblichen. Doch warum z.B. müssen wir dann immer wieder betonen, dass auch Frauen das sogenannte Männliche und Männer das sogenannte Weibliche in sich tragen? Ich forsche gerade daran, wann und wie diese Eliminierung falsche Verknüpfung in unserem Bewußtsein stattgefunden hat. Die Eigenschaften und Wesensmerkmale sind einfach falsch zugeordnet bzw. platt, reduzierend aneinander gekettet. Wenn wir den Stab, die Linie, die zwei Seiten herstellt, auffächern in ein Erdenkreuz der vier Himmelsrichtungen, so gibt es noch einmal die Zwei, nämlich links und rechts. Daraus wird dann die Vierfalt, nämlich weiblich-links, weiblich-rechts, männlich-rechts und männlich-links.
    Im vorher zusammengeklappten Zustand des Stabes fehlen sowohl die sogenannten männliche Frauen, als auch die sogenannten weiblichen Männer. Und was für ein Quatsch, das alles nur mit weiblich und männlich zu bezeichnen, obwohl es doch für die Hälfte aller Menschen zutrifft.
    Komische Benennung? Zu kompliziert? Lass es mal auf Dich wirken.
    Es ist alles da und zu finden. Nur unsere bewußten Konzepte haben das eliminiert, herausgefiltert, verdeckt.

    • Liebe Uta,

      deine Haltung und Deine Fragestellung finde ich ganz, ganz wertvoll – nämlich sich stets als forschend zu begreifen und nicht Konzepte zu bauen.
      Danke für Deinen Kommentar!
      Ja, genau das ist bedeutsam: keinesfalls etwas ein Konzept von männlich und weiblich zu transportieren.
      Mir hilft es manchmal, mir das,was ich da schreibe, als Möglichkeit heranzuziehen. Und stets zu spüren, wann sich etwas in mir öffnet – statt verengt oder fest zu werden.
      Und ja, letztlich geht es noch um viel grössere Zusammenhänge als männlich – weiblich.
      Sonst befinden wir uns in der Polarität. Und die transzendiert sich in unserer Zeit und durch unser Mitwirken gerade, Schritt für Schritt, durch eine Öffnung nach der anderen.
      Danke auch Dir für Dein Mitwirken.und Forschen!
      Herzlichst, B. Frederike

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