Phönix IN der Asche

Wir werden uns gerade kollektiv bewusst, dass wir lange, lange Zeit ver-rückt waren; jetzt geht es um den Prozess des Zurechtrückens.

Verrückt-Sein

Aus meiner Sicht ist gleich, ob es sich um persönliche oder um aktuelle politisch-gesellschaftliche Themen handelt. Das Innere findet sich im Außen wieder. Wir können es innen ändern, dann zeigt es sich im Außen anders.
Klar, es auch gut, außen zu tun, was zu tun ist. Ich tue außen, was zu tun ist.
Das Eigentliche können wir innen tun – damit ändern wir die Zukunft. Sonst haben wir immer und immer wieder im Außen mit Ähnlichem zu tun, was uns bedrängt, so lange bis wir uns auf das Nadelöhr einlassen.

Ich sage, es geht um einen ähnlichen Prozess im Kollektiven wie im Individuellen. Hier sind Beispiele aus meinen Wegbegleitungen ins Neuland –  jeder Prozess ist dabei einmalig, anders und birgt seine eigene Herausforderung auf dem Weg zur Meisterung!

Ich begleite z.B. schon länger jemanden ins Neuland. Wir haben aktuell fast nur Kontakt per Chat, und sie schildert immer wieder, was sie belastet. Nachdem wir in der vergangenen Zeit vieles erhellt, erspürt haben, merke ich mich irgendwann schreiben: „Ich kann Dich an dieser Stelle nicht weiter begleiten.
Auf dieser Ebene ist alles gesagt.
Wir haben aus meiner Wahrnehmung vieles gesehen, erfühlt, gewürdigt und erkannt, was aus der Ordnung gefallen war.
Jetzt habe ich das Gefühl, ich bin machtlos: jedes Tun, jede Suche nach einem Ausweg an dieser Stelle setzt das Ganze nur fort, perpetuiert es.“

Aufgeben….nicht einfach…

Ich stellte mich zur Disposition, mein Können, meine Fähigkeiten, mein Gespür, meinen Be-Ruf, mich als Person, mich als Wegbegleiterin. In dem Bewusstsein, dass sie sich jetzt von mir evt. abwendet, womöglich enttäuscht, vielleicht bestätigt darin, dass ihr nicht geholfen werden kann. – Ja, das mag so kommen. Ich nehme es in Kauf. Ich stimme zu. Das liegt außerhalb meiner Macht.
Denn damit wir die neue Ebene betreten können, braucht es genau das, dieses innere Einverständnis, dieses Wagnis, dieses Alles-aufs-Spiel-setzen-für-das, was-wahr ist.
De facto bin ich ein Spiegel….
„Eine Beziehung kann beginnen, nachdem sie gestorben ist.“ – denn dann bin ich frei, ist der Partner frei – und das Wahre kann hereinkommen. Nicht einfach – eben eine Meister-Aufgabe.

Ein anderes Beispiel. Jemand kommt sogar körperlich in Situation von Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit – aufgrund eines Unfalls. Im Tieferspüren stellen wir fest: genau da liegt der Punkt, den er bisher stets vermieden hat. Im Leben hat er bisher aus unerfindlichen Gründen vermieden, ganz in seine Kraft zu gehen. Jetzt zeigt sich, warum: ganz im Zentrum der Ohnmacht ist ein Schmerz, der quasi erschlägt – kaum auszuhalten. Ein Punkt, in dem sich alles bündelt.
Indem er sich auf eine mutig-berührende Weise jetzt genau auf diese Erfahrung einlassen kann, öffnet sich wie eine neue Welt. Der Punkt enthält das Universum. Die Seele erlebt eine Erfahrung im Körper, die sie einstmals oder viele Male durchlebt hat, ohne endlich wieder ganz zurückzukehren und ganz hier ihren Platz einzunehmen. Jetzt wird es möglich.

Das ist unser Platz: den, den wir um alles in der Welt vermeiden. Da liegt unsere Größe verborgen.

Wenn wir den meistern, dann gehen wir in wahre Meisterschaft in diesem Bereich und können andere durch diese Tür begleiten, sind frei an diesem Punkt.
Denn das Schlimmste ist in uns, und selbst das ist erfahrbar. So richten wir uns auf, gewinnen unsere Würde und Reinheit zurück.
Immer und immer wieder dürfen wir an diesen Platz gehen, mit einmal ist es nicht getan.
Das finde ich selbst sehr fordernd… ;)

Um dieses Prinzip geht es überall

Wir alle haben diesen Punkt,
dieses eine Lebensthema irgendwo:
Egal, was wir probieren und schon probiert haben:
nichts hilft wirklich.

Wir können weiter suchen oder tun, machen, probieren. Und es wird auch wieder ein Stückchen weiterhelfen und dienlich sein und weiter gehen.
Aber aus einer anderen Sicht betrachtet drehen wir uns im Kreis.
Wir können uns auch aufbäumen mit aller Macht und können politisch Einfluss nehmen, auf die Straße gehen, Petitionen unterzeichnen. Das ist auch wichtig und richtig – wir stellen uns zur Disposition, werden sichtbar, kommen an tiefe existenzbedrohende Schichten.

Vermeintliche Hilfe = fahle Täuschung?

Alles, was wir aber versuchen, um etwas zu vermeiden, ist bei genauerem Hinschauen eine Täuschung. Eine Kränkung, die uns selbst krank macht; eine trügerische Verheißung, die uns womöglich mit ihrer Aktivität ausbrennt.
Ich kenne eine Frau, die jahrelang sehr engagiert und wohlmeinend gegen Windräder gekämpft hat – sie ist davon krank geworden. Und die Windräder stehen trotzdem. Jetzt geht sie ganz einen anderen Weg, und das berührt und beeindruckt mich sehr!

Es geht nicht darum, passiv zu sein und den Schritt nach außen zu unterlassen, wenn wir spüren: es ist dran.

Nur führt  der Weg uns stets
durch unsere eigene Machtlosigkeit, Ausgeliefertsein.
Das allein gibt uns
unsere wahre Macht und Handlungsfähigkeit zurück.

Erst dann können wir in Zuversicht, Verbundenheit, Mitgefühl und zugleich inneren Freiheit für das sichtbar werden, für das wir stehen: das Leben, die Würde, die Unversehrtheit, die Natur.
Nur aus der Ohnmacht kommt die Allmacht. Auf die andere Art von Allmacht kann ich besser verzichten ; )

Selbst wenn wir jetzt keine möglichen Impfmaßnahmen hätten, wenn der tiefe Staat bereinigt wäre und wir eine neue Form von Demokratie hätten, ein neues gänzlich anderes Geldsystem, wenn wir ein Grundeinkommen für alle hätten….  wäre das nicht die Lösung?

Ja, vielleicht wäre das ein Teil.
Aber unsere heutigen Ideen glänzen selten von innen heraus.
Und genau das braucht es.

Alles ist noch von einem Grau überzogen. Auch noch so gute Ideen.
Wir haben keine Lösung in der Hand, solange wir nicht ehrlich sind:

In der Asche liegen

Anerkennend, dass nichts hilft, nehme ich das Alte wahr:
all die Bestrebungen,
das Aufbäumen
das Gekränktsein,
das Recht-haben-wollen,
die Vermeidungen,
die Sucht,
die ewige Suche,
das Nicht-Wahr-haben-Wollen,
das Probieren, ob nicht doch etwas helfen könnte,
das Pläne-schmieden,
das Visionieren und Überzeugen,
das Projekte-managen,
das Hoffen auf das Neue…

Können wir das Fahle erkennen?
Können wir es unterscheiden von dem Neuen?
Können wir stets wieder in jedem Detail zulassen, dass das Alte zu Asche wird, unerbittlich?

Ganz ehrlich: wir brauchen nicht mit Kitt zu versuchen, das Asche-Gebäude zu flicken.
Ich lasse Asche Asche sein und erkenne an: alles das ist es nicht.

Genau da stehen wir im Moment, auch kollektiv – quasi:

Politisches, finanzielles Fiasko. Insolvenzen. Zerstörtes Medienvertrauen. Ausgebeutete Menschenseelen. Ökologisches, soziales Desaster. Nicht mehr dienliche Systeme. Orientierungslosigkeit.

Weder unser inneres Wert- und Orientierungssystem
noch die heutigen Systeme draußen

  glänzen wirklich von innen heraus.

Sie dienen nicht der Liebe des Großen Ganzen und dem Leben an sich.

Die Schwelle

Wir sind die Phönix in der Asche. Aber wir sind nicht: die Asche.
Wir brauchen uns nicht mit den Problemen zu identifizieren, mit der Bedrohung, die im Zerfall, im Verlust liegen. Wir können Mitgefühl haben, mit uns selbst, mit anderen, die schwierige Umstände erleben, mit der Erde, mit dem Leid.

Ich halte inne, ich schaue hin. Ich fühle mit. Punkt.

Das Gute: Ich brauche keine Lösung zu kennen. Ich brauche nicht die Wahrheit draußen zu suchen.
Denn die Bestrebung des Besserwissens nutzt mein Ego sofort als Hintertür, um das Mitfühlen mit dem Sterben des Alten zu vermeiden. Es vermeidet, dass das Alte wirklich gehen kann und nichts davon bleibt.
Wir leben in einer mentalen Gesellschaft, aber all das Wissen reicht nicht. Es geht darum, es wirklich energetisch zu erleben, durch uns durch zu ermöglichen, durch uns durch zu transformieren – als Nadelöhr.

Das ist
für einige schwierig, weil sie im Mentalen blieben, im (Besser)Wissen, in der Dissoziation, der Verdrängung, der Ablenkung, der Nicht-Ver-Antwortung
für andere herausfordernd, weil etwas in ihnen diese überwältigende Situation erkennt und dieses traumatische Erleben vermeidet und Angst, Bedrohung, Kampf, Flucht, Lähmung auslöst.

Es zeigt sich erst etwas Neues, wenn wir gescheitert sind und wir zustimmen und all das erleben – ohne zu glauben, dass wir das sind und es doch fühlen. Dann kann es sich durch uns den Weg bahnen.

Wir sind die Phönix „in“ der Asche. Dieses Erleben wollen wir allzu gern überspringen, um uns „aus“ der Asche zu erheben.
Das geht nur scheinbar – es kommt sonst immer wieder und wir drehen uns im Kreis. Aber jetzt geht das auch kollektiv nicht mehr ewig weiter.
Auch, wenn sich alles dagegen sträubt und wir Hintertüren, andere Möglichkeiten, Eventualitäten, Grashalme suchen.
Es ist eine Schwelle, über die wir gehen. Im Rückblick konsequent und gangbar. Wenn wir aber vor der Schwelle sind, vermeiden wir sie, wenn es nur irgendwie geht.
Wenn wir uns aber endlich, und immer wieder wenn es dran ist, energetisch und fühlend darauf einlassen, dann geschieht etwas.
Alles andere, was uns von der Schwelle wegführt, fällt wie Staub von uns ab.

Wenn das Gefäß ganz leer wird

Wenn das Gefäß ganz leer ist,
dann kann das Licht bis an den Boden hereinscheinen.
Dann sind wir frei und leuchten von innen.

Freiheit ist die Freiheit der Phönix, die sich in die Lüfte erhebt, nachdem alles, was wichtig schien, aber falsch ist, abgefallen ist.
Freiheit ist die Freiheit des Anerkennens, dass wir nichts sind, und dass das Licht, das hereinfällt, alles ist. Und dass wir dem folgen und das in die Welt herein strahlen.
Wir dürfen immer wieder leer werden und frei. Ncht wissend, was als nächstes kommt.

Bisher war über Äonen ein großes Ausatmen – weg von Gott.
Jetzt darf wieder das große Einatmen beginnen – zurück zu Gott.
Zurück in die natürliche Ordnung des Lebens.

Gut, dass wir an dem Punkt jetzt sind.
Danke für alles, das uns bis hierher geführt hat.
Danke für alles im Außen, was uns weiter an diesen tiefen Punkt führt.
Damit das Gefäß ganz leer werden kann, das Licht hereinfallen und von innen her in die Welt leuchten kann, durch uns und das was wir hereingeben.

Tief verbundene Grüße von
Frederike

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Birte,

    sehr schön formuliert, sehr treffend ausgedrückt. Ich finde es großartig und fühle es genau so.
    Ich selbst habe anfangs nur den Kopf schütteln und verständnislos fragen können, was nun dieser ganze Unsinn soll. Nach und nach ist mir immer bewusster klar geworden, welche enorme Chance in dieser vollständig ver-rückten Zeit steckt. Und weil ich meine, dass uns Dornröschen sehr viel über diese Zeit und die aktuelle Situation sagen kann, verweise ich hier auf meine eigenen Gedanken zum Thema: https://zeisig.de/dornroeschen-erwacht/

  2. Ja genau, es geht darum, meine Ohnmacht, meine Hilflosigkeit zuzulassen. Endlich aufhören mit der Abwehr und der Besserwisserei, mit dem Gekränktsein und dem Weghaben-wollen des Schmerzes. Es nützt ja nichts, alles Dunkle muss ans Licht und wir können nicht in den alten Kleidern diesen neuen Tanz tanzen, zu dem uns das Leben jetzt auffordert. Danke für die inspirierenden Worte, liebe Birte!

  3. *von innen glänzen* …………. DAS ist es!
    das ruft in mir ein Gefühl von Erinnern hervor … ein Lächeln … ein Wissen: das gibt es!
    und: ich kenne es! … will es gerne wiederbeleben
    DANKE für die erinnerung ♥

  4. Ich bin so froh,auf diese Zeilen gestoßen zu sein und danke von Herzen…du bringst es in so eine schöne Sprache was ich seit Wochen als mehr oder weniger diffuses Gefühl in mir trage…
    LG Birgit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

:bye: 
:good: 
:negative: 
:scratch: 
:wacko: 
:yahoo: 
B-) 
:heart: 
:rose: 
:-) 
:whistle: 
:yes: 
:cry: 
:mail: 
:-( 
:unsure: 
;-)