Vom Umschlagen des Pendels

Wenn Du beim Lesen schöne Musik magst – ich habe das hier beim Schreiben gehört:  https://www.youtube.com/

Wir sind mitten drin im Großen Wandel, äußerlich geht es um Corona, aber geht um viel mehr – auf vielen Ebenen….
Für die einen ist es z.B. ein Aufstieg und Grund zur Freude, für die anderen ein Streit um Macht und Einfluss hinter den Kulissen. Wir bekommen eine große Menge Deutungsoptionen angeboten oder auch mit vielem, das uns ängstigt. Auch all dieser Fülle dürfen wir umgehen lernen.
Worauf ich persönlich jeweils achte, bei jedem Youtube Video, das ich schaue, ist:
was passiert mit meiner Energie? – Bringt es mich zu mir, in meine Mitte, mit welchem Ausdruck auch immer, z.B. Berührung, Ruhe, Trauer, Freude, Überforderung, Energie, Klarheit.
Wenn ich merke, ich habe ein Video geschaut, das extrem in eine Richtung geht und ich bin davon absorbiert, dann schaue ich mir zum Beispiel auch eines an, das in eine andere Richtung geht – um zu spüren: Ich weiß es nicht. Und um die innere Weisheit oder Ausrichtung auf eine andere Ebene in mir anspringen zu lassen und die Kontrolle dahin abzugeben. Nicht immer, aber oft hilft mir das.

Wenn uns Unwohlsein beschleicht

Aktuell werden familiäre und kollektive Erinnerungen an Krisen- und Kriegszeiten wach. Auch ich kam diese Woche vom Einkaufen – und mir war mulmig. Das Gute ist, dass wir endlich fühlen, können, was unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern nicht fühlen konnten: dass sie z.B.Hunger hatten und Entbehrungen litten und Unsicherheit und Verlust erlebten.

Jetzt darf Frieden werden

Diese Zeit ist eine Zeit der Heilung, und als eine solche Chance dürfen wir sie nutzen:
Wir dürfen endlich den Krieg in uns beenden, der seit Generationen oder seit vielen Leben in uns ist. Wir fühlten ihn bisher oft gar nicht direkt, weil er so „normal“ war, aber in dieser Zeit kommen die Gespenster aus dem Keller wieder zum Vorschein, z.B. wenn wir merken, dass wir aufgrund der neuen Situation innerlich so eine extreme Unruhe in uns spüren oder eine diffuse Angst, etwas nicht Greifbares.
Statt uns dann zu beschäftigen, abzulenken, dürfen wir uns sagen:

Langsam ist das neue Schnell!“

Wir haben ab jetzt die gesellschaftliche Erlaubnis dazu: „Daheim bleiben, bitte!“  Statt zu funktionieren sollen wir bitte auf uns hören, für unsere Gesundheit sorgen.
Wir dürfen innehalten und hinspüren.
So erlösen wir die Gespenster: indem wir sie endlich sehen.

Dilemmata und Unausweichlichkeiten

Das kann sich sehr unangenehm anfühlen: ich selber und einige Menschen aus meinen Gruppen oder Wegbegleitungen kommen aktuell an ganz tiefe Punkte, die mit Unausweichlichkeit zu tun haben – ein Gefühl eines unlösbaren Dilemmas.
Ich hatte z.B. kürzlich: „ich will so gern etwas ermöglichen, doch ich kann es nicht beeinflussen“.

Kennst Du so etwas?
Beschäftigt Dich vielleicht die bohrende Frage beim Blick in die Medien: „Was ist wahr? Was kann ich noch glauben?“
Oder quält Dich Unausweichlichkeit bei all dem, was gerade kommt: „Wohin, was tun…, wenn meine Freiheit immer mehr eingeschränkt wird?“
Oder bedrückt Dich eine existentielle Sorge: „Was kann ich bezüglich meiner beruflichen Situation tun, wenn ich aktuell gar nichts tun kann?“

Ein Dilemma ist das Tor zum Neuen.
Sei dankbar, wenn Du mitten drin bist!

Ich frage:

  • Was wäre, wenn sich all die Dinge in Dir verdichten – zu genau einem Punkt der Unausweichlichkeit, Unlösbarkeit, Unkontrollierbarkeit?
  • Was, wenn genau das das Tor zu einer neuen Ebene, zu einem neuen Startpunkt ist?

Was, wenn dieser Punkt uns
wieder mit dem Großen Ganzen verbindet
und wir dadurch
den Krieg in uns befrieden?

Es gibt kein Richtig oder Falsch

Wir wollen wissen: wahr oder nicht wahr? Gefährlich oder nicht? Alleine oder verbunden? Gut oder böse? Hoffnungslos oder nicht?
Heutzutage können wir all das nicht beantworten. Es gibt keine eindeutigen Antworten.
Und doch können wir dankbar sein, dass sie uns vielleicht mitten auf diesen Punkt der Unausweichlichkeit bringen.
Die Position „das geht mich nichts an.“  Oder: „Mich betrifft das nicht.“  passt in diesen Tagen nicht mehr – wir sind alle mitten drin im kollektiven Prozess.

Der einzig hilfreiche Weg ist:

Wir halten inne und FÜHLEN – was auch immer in unserer Unruhe aufkommt.
Wir wischen die Gefühle nicht weg.
Wir lassen Betäubung, Ohnmacht, Angst, Überforderung, Wut…alles auftauchen.
Wir atmen.
Wir stellen uns allem. Erstmalig vielleicht.
Wir stehen mitten in einem inneren Sturm.
Welch ein Sturm.
Welch ein Feuer.
Wir fragen uns: Kann ich zustimmen, dass es ist wie es ist?
Damit kann ich es erlösen und all das, was war und ist, an eine größere Macht abgeben.

Was wäre,
wenn die Tafel dadurch wieder weiß wird?
wenn DAS der Neuanfang wäre?
wenn wir auf diese Art Teil dieses Großen Neubeginns wären?

Vom Umschwingen des Pendels

Wir als Menschheit sind so lange in eine Richtung geschwungen. – Jetzt geht es um einen Richtungswechsel, um eine neue Ebene.
Und dafür muss das Pendel erst einmal in der Mitte zum Stillstand kommen. Damit es dann in einer neuen Richtung los schwingen kann.
So als wäre es die ganze Zeit horizontal zwischen uns und der Welt hier geschwungen – und würde jetzt wieder vertikal zwischen Himmel und Erde schwingen wollen.
Das Pendel schwingt in die natürliche Ordnung zurück. Und wir kommen in die Demut gegenüber allem Leben hinein. Das darf unsere oberste Priorität sein. Immer. Überall. Keine Ausnahme.

Wischen wir die Tafel weiß!
Es darf neu beginnen – nach neuen Spielregeln.

Meine aktuelle Sorge

Meine Sorge ist: dass viele Menschen und die Wirtschaft nach der Pause wieder „back to normal“ in ihren Alltag zurück wollen. Auch jetzt werden von der Regierung schon hektisch „Rettungspakete“ aufgelegt, um das Bestehende zu bewahren. – Solidarität und Hilfe ist ja gut, aber… Kommen wir so im neuen Pendelschlag an?

Ganz ehrlich: nein.

Also braucht es noch mehr Innehalten….Vielfach wird vom Dimensionswechsel gesprochen, der jetzt ansteht.
Aber der Große Wandel ist keine Show, die von selbst abläuft. Wir sind ganz entscheidende Akteure darin. Wir sind sogar DIE Akteure.

Unsere Aktion besteht darin, nichts zu tun:
Wahrnehmen – und zustimmen zu dem, was ist.
In jedem Moment.

Es gibt ein Wort dafür: Präsenz

Ein Leben in steter Präsenz ist ab jetzt gefragt.
Und so dürfen wir in unsere schöpferische Rolle hineinwachsen, dasein, uns ausdrücken, unsere Stimme erheben, das Leben und die Gesellschaft mitgestalten – mit Präsenz.

Das große Aufräumen

Ich merke an mir, dass ich gleich Wünsche an den Wandel in mir habe, was es braucht:
ein Grundeinkommen für alle, regionale Wirtschaftsskreisläufe, eine neue Art von Politik und Entscheidungsfindung im öffentlichen Raum, eine freiere Art der Bildung, Landwirtschaft im Einklang mit der Natur, mehr Miteinander überall.

Aber erstmal ist das große Aufräumen dran:
Wischen wir die Tafel weiß.
Das heißt NICHT: „Schwamm drüber“

Wir gehen jetzt durch eine Zeit indem unsere innere Dunkelheit zutage tritt, in der alle Traumata getriggert werden. In der wir drohen, alles zu verlieren oder alles uns zu entgleiten droht.
Diese Abgrund-Erfahrungen und Ängste wollen wir am liebsten wegwischen, vermeiden.
Aber die jetztige Zeit fordert genau das Gegenteil – alles andere als „Schwamm drüber“.
Wenn wir uns mitten hineinstellen ins Feuer, in den Sturm, es fühlen und auftauchen lassen, da bleiben, mitten drin, dann verschwindet es!
Die Tafel wischt sich von selbst, wenn wir einverstanden sind und es geschehen lassen und das Leben diese Reinigung vollziehen lassen.

Wir dürfen unterscheiden lernen

Wann ist ein Gedanke, ein Gefühl, Drama oder Ablenkung da?
Wann lassen wir uns wegtragen von unserer Mitte?
Wann fallen wir aus der Präsenz heraus?
Um das zu lernen und zu üben, dafür brauchen wir einander aktuell sehr, denn das haben wir nicht gelernt. Wir können uns zum Lernen in – aktuell virtuellen –  Kreisen treffen. Es gibt so wunderbare Gruppen und Methoden und Zusammenkünfte, in denen genau das schon erprobt und gelebt wird.

Und dann leben wir nach dem Motto:
Wir sind da, mit allem.
Wir tun, was zu tun ist.
Wir folgen dem, was da ist.
Und das jeden Tag.
Das ist alles.
So einfach und leicht ist das dann :)

Wir haben lange genug die Kontrolle gehabt.
Jetzt darf es einfach werden.
Wir kehren in die natürliche Ordnung zurück.
Und das Leben lebt sich durch uns.

Ich freue mich auf den gemeinsamen Weg dahin.
Wie schön, dass Du auch dabei bist!

Herzensgrüße von Frederike

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. danke für diesen Beitrag. wollte ihn zuerst „wegblicken“, weil die email-box so voll ist.
    bin aber froh, dass ich’s nicht getan habe. du hast mir aus dem herzen gesprochen.

  2. von Herzen Danke für deine wunderbaren Worte, ich wünsche mir für uns alle das ein Leben aus der Präsenz heraus Wirklichkeit wird, wie wunderschön.
    In den letzten 2 Wochen bin ich zur ruhe gekommen und das zu Hause bleiben , nichts können , tut so gut.
    Langsam , langsam tut so gut

  3. Danke für diesen Text. Ich fühle mich stark begleitet. Es ist mir ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass es Konzepte gibt, um das Innere auch nach Außen zu kehren.
    Zu mir spricht die innere Stimme sehr oft den Satz: „Jeder Mensch möchte, im Tiefsten seines Herzens, eine heile Welt.“ Er ist für mich gleichwohl Aufforderung wie heilende Tatsache, in dem Sinne, dass mit innerer Haltung, mit Würde und Zuversicht sinnhafte ökologische, heilende Arbeit geschehen kann. Aufforderung deshalb, um zu verdeutlichen, dass die Erfüllung des Wunsches nach einer heilen Welt, zuerst durch das Spüren, dann aber durch das Tun geschieht. Zur Erfüllung also Kreise gebildet werden, die sich zur Bewältigung, z.B. der Erderwärmung verbinden und nach, der Natur angepassten, sinnvollen Auswegen im Alltag suchen. Also das Innere nach außen kehren.
    Ich würde dazu gerne mein gerade zu Ende geschriebenes Manuskript: „Anleitung zum Schenken – für fortgeschrittene Klimaretter“ anbieten.

    • Lieber Peter,
      danke für Deinen Kommentar! Inzwischen ist ja über Ostern und während dieser Corona-Phase viel innerlich und auf einer ganz feinen Ebene mit der Erde passiert, im Stillen.
      Ich bin noch dabei, darin wirklich anzukommen. Aber es fühlt sich gut und neu an, im Moment noch eher wie ein „auf-der-Schwelle-stehen“.
      Ja, und aus dieser neuen Energie darf dann auch Handlung entstehen – und wir dürfen folgen. Wir machen nicht mehr, sondern wir folgen und tun, was zu tun ist.
      Insofern bin ich interessiert an Deinem Konzept und was Dich innerlich bewegt! Ich lade Dich gern per Mail zu einem Austausch ein, danke für Dein „Dich-Zeigen“.
      Herzlichst, Frederike

    • Lieber Sigwart,
      ja, ein ganz wundervoller und sehr umfassender Blogbeitrag von Dir über das Erwachen des weiblichen Prinzips, sehr schön, danke!!

      Herzlichst, Frederike

    • Liebe Sigwart,
      ja, ein sehr schöner, umfassender Blog über das Erwachen des weiblichen Prinzips, wunderbar! Danke!

      Herzlichst, Frederike

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