Was wir bei den Tauberpionieren machen

Zuletzt habe ich von meinem Leserbrief bezüglich des Insektensterbens und der Agar-Wende berichtet. Der Brief wurde im Lokalblatt abgedruckt – und es wenig Resonanz. Jemand, der anrief und auf Missstände aufmerksam machte, und ein Person, die auf die Tauberpioniere aufmerksam wurde. Aber es gab auch keinen Gegenbrief oder ähnliches.
Ich habe von mir aus mit dem Öko-Winzer und dem schließenden Bio-Gemüse-Betrieb gesprochen: beide sind Kleinstbetriebe, die sich jetzt wegen der zunehmenden staatlichen Regularien und persönlicher Belastung aus ihrer Selbständigkeit zurückziehen. Sie übernehmen damit Verantwortung für sich. Eine Verantwortung für mehr ist ihnen zu viel. Eine verständliche Reaktion.
Das zeigt mir: Der Markt und die Agrarpolitik regeln das eher kaputt. Wir brauchen eine neue, eine andere Art von Gemeinschaft als den Markt.

Wie kommt das Neue in die Welt?

Ich habe meine Stimme in die Welt gesprochen, das war gut. Und es geht weiter – auf meine Art. Wie?
Ein Schlüssel ist der Umgang mit dem Monster-chen. Das tauchte bei unserem letzten Tauberpioniertreffen auf… aber das und noch mehr hier:

Chaos = Wandel?

Vor Weihnachten wimmelte es nur so vor „Hier-ist-der-Plan-für-die-Zukunft“-Büchern. Und auch jetzt steht aktuell auf Platz 1 der Beststellerliste: „Der größte Crash aller Zeiten“ von Friedrich/Weik.
Ich habe Marc Friedrich ja in meinem Online-Kongress 2018 interviewt und schätze, dass er Unangenehmes benennt und ausspricht.
Aber: geht es nur darum, dass jeder seine Schäfchen ins Trockene bringt und wartet, dass sich ein großes Chaos ereignet? Sind wir machtlos?

In der Natur erleben wir große Umweltkatastrophen wie in Australien aktuell. Wahrlich Warnung an uns, dass ganz anderes Priorität hat als das, was noch unser Leben im Westen bestimmt.
In Europa brannte die Sacre Coeur von einem Jahr – ein Symbol: die Kirche und das Haus Gottes brennt, „sacre coeur = das heilige Herz“, Symbol für die weibliche Seite des Göttlichen – und das Feuer als transformierende, reinigende Kraft pur.

Anlässlich der aussergewöhnlichen Sternenkonstellation am Wochenende und den Meditations-Aufrufen habe ich folgendes gelesen:

Wir brauchen tragende Felder mit einem erwachten weiblichen Prinzip.

Das trifft es: sanfter Wandel wird (erst) möglich, wenn etwas da ist, hinschaut, mitfühlt, beruhigt, in der Mitte bleiben kann – während Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Verzweiflung, Angst, Hoffnungslosigkeit, Überforderung, Überreaktionen… aufkommen.
Denn wir wissen aus der Trauma-Arbeit, dass Wandel von ganz tiefen traumatischen Mustern erst möglich ist, wenn genug Sicherheit da ist. Und wir haben individuell und kollektiv seit Jahrhunderten Traumata erlebt und gespeichert.
Wie gut, Wenn unser Unterbewusstsein dann melden kann, dass wir wirklich getragen sind, uns anlehnen können, sicher sind?
Welche Verwandlung wird möglich, wenn sich unsere Energie nicht mehr ins Weiterleben, Wegschauen, Mithalten…. gesteckt werden muss – sie kann es ja auch gar nicht mehr… das zeigen die Entwicklungen.

Ja, es gibt das große Chaos. Aber es gibt auch anderen Wandel: Im Herbst stirbt das Alte, ruht, und erwacht schließlich erneut. Es ist getragen vom weiblichen Prinzip, das weiß: es geht weiter. Nach dem Tod kommt eine Neugeburt. – Aber auch erst dann!

Für mich ist das die Gegenbotschaft und die Hoffnung zu dem „Crash“ oder dem „Wir-brauchen-einen-Plan“.

Was heißt das für uns?

 Wir brauchen nicht mehr so zu tun als sei Getrenntsein normal
und es unsere Aufgabe, uns darin zurechtzufinden.

Nein! Wir können stattdessen bereits wieder Wege finden, um Verbindung herzustellen und sie ins Leben, in unseren Alltag zu holen.
Wir dürfen endlich wieder ankommen bei uns selbst, unserer Seele, und bei dem, was größer ist als wir – der Quelle allen Seins. Wir selbst zuerst – das ist die gute Botschaft. Wir gehen wieder in die Verbindung. Das ist das Normale! Das ist wie es gehört.
Wir lassen uns nicht weismachen, dass wir falsch sind, dass wir uns ändern müssen. Oder dass das unnütz sei, was wir machen und leben.Es braucht ein klares „Nein“, damit wir uns nicht stets wieder aus der Verbindung bringen lassen, die wir in uns spüren oder deren Richtung wir erahnen.

Ein praktisches Beispiel unser Tauberpionier-Treffen

Ich habe am Wochenende die „Nachlese“ zu unserem Treffen am Freitag geschrieben. Vielleicht ermutigt es Dich, auch eine Gruppe ins Leben zu rufen oder eine für Dich zu suchen – eine Gruppe, bei der es um Verbindung geht.

Liebe Tauberpioniere,
gewärmt und am Kachelofen sitzend waren waren wir dieses mal zu siebt, 10 hatten abgesagt. Wir haben quasi das Feuer geschürt für die, die nicht da waren. Erstmals war auch Anni, ein Therapiebegleithund dabei.

Nach der Frage “Was beschäftigt Dich gerade und wie bist Du jetzt hier?” habe ich gesagt, dass ich gern den Transformationstag vom letzten Jahr weiterführen würde – ohne dass ich einen konkreten Plan für heute Abend hätte …
…Wir haben dann in soziokratischen Runden gesprochen : eine Person nach der anderen. Jede/r sagt, was JETZT in ihr spürbar ist und auftaucht.

Das Besondere:
Einer von uns hatte zunächst den Wunsch, noch etwas zu seiner Einheit am Transformationstag zu sagen. Auch kam Interesse an Anni als Therapiebegleithund auf. Aber: nichts davon haben wir zum Thema gemacht. Und doch fand beides statt, wie von allein.
Das war viel besser als wir es hätten “machen” können.

Wie kam das zustande?
Wir haben geübt wie wir wirklich das äußern, was unserem “Selbst” entspricht.
Wir haben dank einer Fingerpuppe, einem “sechsarmigen Monster”, realisiert, dass es eine Stimme in uns gibt, der wir besser nicht folgen.
Das “Monster” lebt mit seinen Prägungen und Gepflogenheiten, als wäre es uns übergestülpt. Wir brauchen das nicht zu verteufeln – es gab eine Zeit, da haben uns diese Muster geschützt und waren damals ein sehr schlauer Weg von uns, um zurechtzukommen und zu überleben.
Aber jetzt beginnt etwas Neues – wir nehmen wahr, was in uns geschieht.
Wir merkten in der Runde: es gibt auch getarnte Monster, die harmlos daherkommen, z.B. dass wir nett sein wollen, uns um der Harmonie wegen verantwortlich oder schuldig fühlen….
Monster sind also nicht immer grob und derb.

So sind wir an dem Abend stets mehr in die PRÄSENZ gekommen.
Präsenz – das ist Echtheit, Ehrlichkeit, die ein Sich-Zumuten, Berührbarkeit, Mut ermöglicht.
Wir haben den Unterschied erfahren:
Was ist die Stimme unserer Präsenz – und wie fühlt es sich an, wenn das “Übergestülpte” spricht?
Wir sind hereingekommen in die Präsenz und herausgefallen. Und wieder hereingekommen. So ist das halt.

Unsere aufs TUN ge-eichten Monsters meinen jetzt schnell, dass nichts Konkretes heraus käme.
Dass ein solches Treffen deshalb nutzlos, wenig effizient wäre.
Aber wenn wir genau hinschauen, werden wir uns bewusst: wir üben hier etwas ganz Neues, etwas ganz Kostbares, Kraftvolles!

Wir üben, wie sich Präsenz im sozialen Kontext anfühlt.
Und wie wir sie herstellen, wie wir uns in ihr verbinden und tragende Felder erschaffen.
Wo auch immer Unbewusstheit, Dissenz, Konflikt, Trauma, Schmerz, Ausweglosigkeit da ist, kann in diesen Feldern Beruhigung, Bewusstsein und Integration geschehen.
Wir können in solchen Feldern endlich ankommen – und neu handeln.
Wir können kollektiv dort dann Neues kreieren.

Aber eines nach dem anderen. Wir gehen sonst viel zu schnell ins Tun, das ist unser gewohntes Gesellschafts-Muster.

Jede Person wird Botschafterin für das Neue, indem wir die Wahrnehmungsfähigkeit, die Präsenz und die Fähigkeit, solche Felder zu erschaffen, üben.
Dazu hilft es, immer wieder in Verbindung zu sein mit unserer Präsenz und solchen bewussten Räumen. Das geht also nicht gut alleine. Dafür braucht es das Soziale, das Kollektiv, das Zusammentragen von Impulsen, Fähigkeiten, Wahrnehmungen von uns allen.

Das ist Wandel von innen nach außen. – Danke, dass Du dabei bist!

Und Dir: Danke, dass Du dies liest.
Danke, dass Du ausgreifst und Verbindung suchst..
Ja, vielleicht kannst sogar eine Hand sein, so dass andere dort anfassen können? Das wäre wunder-bar!
Es braucht Dich jetzt.
Du brauchst dafür nichts zu können oder keine Ausbildung. Dein inniger Wunsch nach Verbindung reicht. Zusammen bilden wir ein Netz, ein Feld, das trägt.

Tragende weibliche Felder.  Und das ermöglicht Wandel.

Herzensgrüße von
Frederike

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. High liebe Frederike,
    Du schreibst von Vielem, das mir sehr vertraut scheint.
    Der Wunsch angenommen und willkommen zu sein, wurde „vielleicht“ bereits in Geburt und Kindheit abgewiesen.
    Und irgentwann richtete ich mich ein in diesem Getrenntsein, weil ich es am besten kenne, glaube daß es mich schützt, fühle mich sicher und will es nicht mehr verlassen. Kann es auch nicht mehr, aus Angst vor meinem nackt- und hilflos sein.
    Und nun stlll sein, lauschen, geduldig und demütig warten was das Leben bringt.
    Herzlichst
    Guido

    • Danke für Deinen Mut, Guido!

      Das sind die viel grösseren Schritte und Mutproben, die wir nach innen gehen…in diese Offenheit und ins Abwarten und Weichwerden.

      Herzensgrüsse von Frederike

  2. Wow, Frederike, so wunderbar! Ich spüre förmlich die Veränderung(en), die von Eurem Tun (oder Nicht-Tun ;-)) ausgehen. Einfach klasse! Sehr mutig, sich dem zuzuwenden und sich dem zu stellen. Ohne Erwartung, dass etwas Bestimmtes dabei „herauskommen“ muss. Ich kann mir gut vorstellen, dass unser westlich/materiell konditionierter Verstand bzw. einfach unser sonst gewohntes Sein da rebelliert. Was für ein Training. So schön! :-)

  3. Ich habe in diesen Tagen Zeit, ob ich will oder nicht, ich musls handeln. Wohnungsumzug!
    Aber in Gedanken bin ich ganz mit EUCH, lebe seit einiger Zeit mit den gleichen Anliegen.
    Bin demnächst 86-Jahre alt und habe mich an die wunderbare Natur unserer Erde gehalten.
    Was mir nicht selten Spott und Hohn eingebracht hat.
    Ich halte Euch den Daumen. Es darf und kann gelingen!

  4. Liebe Fredrike,
    soeben habe ich deinen Blog gelesen. Ich zittere am ganzen Leib und weine.
    Meine Innere Stimme sagt: Endlich, endlich……………
    Ich spüre jetzt schon die heilsame Wirkung die von deinem Blog ausgeht.
    Dem Himmel sei Dank dass es Menschen gibt wie dich!
    Gruss Helga

    • Wow….! Danke fürs Zulassen, Du Liebe!
      Und dass Du das mit uns teilst.

      Herzensgrüße von Frederike

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