Wo geht’s für mich lang?

Wie finden wir genau den Weg im Leben, der zu uns persönlich passt? Und auf dem wir zufrieden, glücklich und erfolgreich sind? Und was hilft uns, endlich loszugehen?

Wo finden wir einen verlässlichen Wegweiser?

Die Antwort hat auch mich enttäuscht ;-)
Sie lautet nämlich: Es gibt niemanden, der dir sagen kann: „Da geht dein Weg lang, jetzt musst du abbiegen und dann musst du das Zwischenziel erreichen und dann wieder links.“
Die Wahrheit ist:

Pioniere gehen neue Wege.

Dort, wo sie gehen gibt es bisher keinen Weg. Sie bahnen ihren Weg in ein neues Feld.
Und wir sind alle Pioniere. Ja, auch du. Sobald du die bisherigen Bahnen verlassen willst und nicht das tun willst, was „man“ tut, bist du ein Pionier   :-)

Was beim Beschreiten neuer Wege passiert, ist, dass du auf neuronaler Ebene in deinem Gehirn neue Verknüpfungen bahnst. Dort, wo vorher noch keine Verbindung da war, entsteht eine neue Bahn. Du legst diese Bahn neu an – in deinem Inneren, und auch äußerlich in deinem Tun und Sein in der Welt.

Warum das Losgehen so schwerfällt

Es gibt aus meiner Sicht zweierlei Punkte, die es uns schwermachen, allein loszugehen und ohne Gewissheit, die uns sagt, welcher Weg für uns richtig ist:

Erstens wenn wir spüren, dass ein Teil von uns nicht im Leben angekommen ist; wir spüren, dass wir nicht vollständig sind, wir hängen fest und warten noch auf etwas. Bei vielen von uns ist das so. Wir merken in der Tiefe, dass wir unvollständig sind und nicht allein losgehen können.
Häufig liegt der Schlüssel dafür in schwierigen Erlebnissen beim Eintritt in die Welt: vor, während und nach unserer Geburt.
Natürlich kann es auch im Laufe unseres weiteren Lebens solch prägende, herausfordernde Situationen geben. Diese Erfahrungen bewirken, dass uns das Losgehen und Anfangen schwerfällt, uns ohnmächtig macht oder gehörig Angst bereitet.
Wenn der jeweilige Teil von uns „nicht angekommen“ ist und fehlt, dann wartet er so lange in unserem Leben bis wir wieder bereit sind für ihn und ihn heimholen.

Wie holen wir einen verlorenen Teil wieder zu uns ins Leben?
Das kann geschehen, indem wir aufgeben, diese Unvollständigkeit irgendwie ändern zu wollen.
Wir können innerlich ganz zustimmen dazu, dass uns etwas fehlt,
zustimmen dazu, dass wir die Liebe nicht bekommen und nicht bekommen werden, die wir so ersehnen;
zustimmen dazu, dass wir nicht gesehen wurden;
zustimmen dazu, dass wir bisher andere oder uns selber für schuldig befunden haben, aber es nur hilft, zu verzeihen;
zustimmen dazu, dass wir nirgendwo dazugehören, auch wenn wir das noch so gern möchten.

Der Weg ist: davon ablassen, das zu erreichen wonach wir uns sehnen. Zustimmen, dass wir es nicht bekommen werden – und innerlich ganz „ja“ sagen und uns dem Gefühl, das kommt, hingeben.
Dann kommt ein verlorener Teil heim.

Ein zweiter Punkt, warum uns das Losgehen in Neuland schwerfällt, ist unser Umfeld.
Vielleicht hast du Sätze gehört wie „Das tut man nicht – als Junge oder Mädchen.“ Oder „Das passt nicht zu dir“.
Oder es kann sein, dass das Losgehen und ein Neuanfang dir tief in dir unsolidarisch erscheint – denn so viele Menschen gehen eben nicht los und und beschreiten keine neuen Wege.
Kulturell haben wir uns in Deutschland zwar von Autoritäten abgewandt, die uns sagen wo es langgeht. Wir hinterfragen und diskutieren viel, oder zweifeln, sagen „nein“ oder brechen aus. Innerlich sind wir jedoch in unserer Kultur noch stets verunsichert und suchen nach Wegweisern.
Diese Prägungen aus unserem Umfeld sorgen dafür, dass wir etwas suchen und auf etwas warten, das nicht kommen wird: im Außen finden wir keine Sicherheit, kein „Ja“ für uns. Und wir werden es auch nicht finden.

Endlich losgehen – trotzdem

Wir müssen trotzdem losgehen und mutig sein – sonst wird der Druck und das Leid in unserem Inneren größer.
Es geht darum, dass wir uns trauen.
Es geht darum, dass wir gehen – so unvorbereitet und unvollständig wir uns auch fühlen.
Es geht darum, dass wir vertrauen und den Sprung wagen – mitten in die Unsicherheit und Angst.

Wo die Angst ist, ist der Weg.

Anders als unser Verstand es gern hätte haben wir kein Plan, kein Vorgehen, das eindeutig richtig ist. Und wir werden außen keine Sicherheit, keine genauen Handlungsanweisungen für uns finden. Sondern wir treffen auf Nebel.

Aber wir haben unsere innere Stimme, unser Bauchgefühl, unsere Intuition, unsere Neugier und Freude, die uns einlädt, etwas auszuprobieren. Das ist unsere Navigation.
So können wir jeweils einen Schritt nach dem anderen machen. Und dann kommt die nette Überraschung:

Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.

Gehen wir also!

Denn auf genau diesem Weg werden wir ganz. Das, worauf wir lange gewartet haben, wartet als Geschenk auf uns. Wir sammeln verlorene Teile von uns ein, die lange und geduldig darauf gewartet haben.
Und wir bringen durch unseren Mut die Gesamtheit, das Kollektiv, auf eine neue Ebene – eben weil wir uns trauen zu gehen ohne dass jemand sagt „Ja, genau so!“. – Wir bahnen neue Wege.

Was uns hilft

Eine entscheidende Hilfe auf dem Weg sind andere, die  auch in ihrem Neuland unterwegs sind und mit denen wir uns auf „einer Wellenlänge“ zufunken können.
Dieser Kontakt, Austausch und eine solche Unterstützung verbessert unsere innere Navigation und unser Vertrauen. Auch sie bahnen Neuland und kennen die Mechanismen und was es braucht, wenn es nicht weitergeht.
Der Kontakt zu solchen „Neuland-Beschreitern“ hilft, dass wir unterscheiden können, welcher Impuls von unserer inneren Navigation kommt – und welches die „alten Stimmen“ sind.
Er hilft uns auch, fehlende Teile von uns aufzuspüren und einzusammeln. Und er macht unseren Weg leichter, freudiger und lohnenswerter. :-)

Sei also willkommen im Kreise derer, die Schritt für Schritt ihren Weg ertasten und Bahnen legen!
Wie schön, dass du dabei bist und dies liest.

Empfiehl diesen Blog gern anderen weiter, die auch unterwegs sind. Oder leite den Link weiter. Das würde mich freuen.

Herzensgrüße an dich von
Birte

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Birte

    Dein Text geht ganz tief…und je öfter man ihn liest desto tiefer sickert er bis in die verborgensten Winkel von Leib und Seele

    Lg Elila

    • Ah, das ist schön zu hören, liebe Elila.
      Und sehr berührend, was du schreibst – ich kann förmlich die Berührung in dir mitspüren. Danke fürs Teilen hier.
      Herzlichst, Birte

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