Mit der folgenden Geschichte will ich zeigen wie das funktioniert – von der Natur zu lernen.
Wir sind oft so in unseren Gedankenspiralen gefangen im Alltag, dass wir gar nicht so schnell herauskommen. Wir spüren, dass unsere Gedanken kreisen. Oder wir hängen in einem Gefühl fest, wir treten auf der Stelle und sind nicht zufrieden mit unserem Tag.
Ich bin in einer solchen Situation an den Fluss gegangen und habe ihm zugeschaut.
Mein Verstand stellte die Frage:
Was hast du heute gemacht? Was ist das Ergebnis, was hast du geschafft?
Inzwischen frage ich mich bei solchen Fragen immer zuerst, ob sie liebevoll gemeint sind.
Denn so oft gehen wir nicht liebevoll mit uns selbst um
Da ich hörte meine innere Stimme bereits antworten:
Heute lerne ich die Qualität des Wassers.
- Das Wasser fragt nicht:
Wo geht es lang? Wo ist der Weg? – Es fließt.
- Das Wasser weiß nicht:
Wohin geht die Reise? Was ist das Ziel? – Es fließt.
- Das Wasser stoppt nicht an einem Hindernis und fragt:
Was ist hier los? Wo bin ich falsch geflossen? – Es fließt weiter, wo immer es geht.
Ach, könnte ich wie Wasser sein. Ohne Angst vor dem Fließen mich dem Flussbett des Seins überlassen!
Ich grüße die Kraft des Wassers; das Leben an und im Wasser; die Lebendigkeit, Quirligkeit, Wendigkeit.
Ich schaue aufs Wasser und lasse mein Inneres vom Wasser berühren: es fließt durch meinen Kopf, in dem eine Starre wohnt oder gerade ein latenter Kopfschmerz sitzt.
Es fließt durch meine Gedanken und umplätschert sie. Monoton und penetrant. Es fließt.
Immer mehr nimmt sich das Wasser den Raum in mir und meinem Sein – bis nur noch Plätschern in mir ist.
Das Wasser umspült auch meinen Hals, der mit dem Dahinfließen noch etwas Mühe hat. Es plätschert trotzdem weiter. Es spült durch meinen Brustkorb – und lässt mich aufatmen. Es berührt den Teil in mir, der sich einfach hingeben will und sich vom Wasser tragen lassen will.
Dankbar lasse ich mich treiben.